Predigt: Röm.8, 14-17 vom 1. September 2024
Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!
Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, das wir Gottes Kinder sind.
Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden; damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Liebe Schwestern und Brüder!
Am vergangenen Montag waren wir zum Abendessen bei alten Freunden eingeladen. Mit am Tisch ein sehr sympathisches älteres Ehepaar, beide über 80. Er war Univ.Prof an der Alpen Adria Uni in Klagenfurt. Sie Prof. an einem Gymnasium.
Sie beginnt plötzlich sehr sorgenvoll von ihrem 13jährigen Enkel zu erzählen, ein ausgezeichneter Schüler, lebhaft, der sich plötzlich extrem verändert hat. Er liest die Bibel und nimmt das, was er liest, wortwörtlich. Es kommt zu intensiven Auseinandersetzungen mit der aufgeklärten und kritischen Oma im Hinblick auf Evolution, an die der 13jährige nicht mehr glaubt. Die Oma hat die Befürchtung, dass ihr Enkel in den Dunstkreis einer evangelikalen oder anderen christlich fundamentalistischen Gruppe gekommen ist u. dort gezielt manipuliert bzw. indoktriniert wird.
Knechtischer Geist contra kindlichen Geist.
Zählt ein 13-Jähriger noch als Kind. Eher so im Übergang, von der Kindheit zur Pubertät u. zum Erwachsenenwerden.
Einen kindlichen Geist haben wir empfangen.
Was meint Paulus damit? Wie lässt sich dieser kindliche Geist in Opposition zu einem knechtischen Geist beschreiben?
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder sagt Jesus im Mk.evang., dann werdet ihr nicht in das Reich Gottes kommen.
An welche Eigenschaften denkt Jesus, wenn er das sagt? Auch das ist nicht eindeutig. Wir können nur versuchen uns anzunähern, welche Momente, Aspekte, Eigenschaften hier gemeint sein könnten, die Voraussetzung sind für einen Geist der Freiheit und für eine Teilnahme am Reich Gottes.
Ich glaube nicht, dass ein Kinderglaube gemeint ist. Das wir fast alles glauben, was uns die Eltern vorsagen, was sie von uns erwarten.
Pauls sagt ja auch im Kor. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind und dachte ich .. als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
Erwachsenwerden hat ja auch etwas mit Freiheit und Verantwortung zu tun.
Klage und kritische Gesellschaftsanalyse: Eine Gesellschaft, die nicht erwachsen werden will
Das, was wir von den Kindern lernen können:
Das Vertrauen, das Staunen, die Neugier, die Entdeckungslust. Die Lust am Spiel, die Freude an der Gemeinschaft.
Es geht um eine Existenzbeschreibung:
Wir sind Kinder Gottes mit oder ohne Evolution.
Gott, der uns geschaffen hat, den sollen und dürfen wir Vater nennen. Wir sind seine Erben.